De Skipper un sien Schipp

De Skipper un sien  Schipp

                Wandskulptur aus Paperclay mit kollageartig eingearbeiteten Schrottelementen.                 Mit Glasurfarben bemalt.  44 cm x 32 cm (B x H)Gebrannt bei 1050 C   2020/2021

 Der manchmal scharfzüngige Kunstkritiker Julian Barnes stellte in seinem Essay über Magritte  fest: Es gibt zu viele Künstler ohne eine Individualität.  Bei den Arbeiten von B.Chr.K.Barten kann davon allerdings  keine Rede sein. Ihre Ästhetik ist von unverkennbarer Individualität geprägt und weckt in BetrachterInnen daher sehr schnell Neugier, so dass man an ihren Arbeiten nicht mangels Individualität einfach achtlos vorbei.geht.

 

Warum ist das so? Nun - Ihre Arbeiten erfüllen gleich mehrere Ansprüche, die wir gemeinhin an gute abstrakte Kunst stellen.

   1.Ihre Reliefs ziehen unseren Blick an, ob wir wollen oder nicht. Sie interessieren das Auge, losgelöst von unserer momentanen kognitiven Haltung

   2.Sie regen sehr schnell das Gehirn an. Ob wir wollen oder nicht, die Synapsen in unserem Gehirn werden aktiv.

   3.Unser Geist kann nicht mehr anders, als nachzudenken über das, was das Auge wahrnimmt.

   4.In den meisten Fällen berührt das, was wir sehen, unsere Seele.

   5.Last but not least erkennen wir sehr bald, dass zur Erstellung ihrer Kunstwerke bestimmte Fertigkeiten unabdingbar sind.

 

   BesucherInnen, die die Ateliergalerie von B.Chr.K.Barten zum ersten mal betreten, halten zumeist verwundert inne. Sie werden von der Wirkung der ausgestellten Wandskulpturen förmlich überfallen. Mehr kann man von unbekannter abstrakter Kunst kaum erwarten, wenn man sie zum ersten mal betrachtet.

 

   Die in diesem Beitrag vorgestellte Wandskulptur ist für die Arbeiten der Künstlerin ein gutes Beispiel. Unser Auge wird durch die auffällige Farbigkeit auf den ersten Blick angezogen. Wir schauen genauer hin und entdecken dabei zum einen den Collagecharakter. Unübersehbar sind die eingearbeiteten Metallteile, auch wenn diese nicht gleich als solche zu erkennen sind. Zum anderen fällt sehr schnell der dreidimensionale Charakter auf. Spätestens hier beginnt unser Gehirn zu arbeiten, indem es Fragen stellt. Was ist das für ein Material? Wie hat sie das gemacht? Die einzelnen aufgearbeiteten bildnerischen Elemente führen sofort dazu, dass in unserem Gehirn Erinnerungen an Ähnliches, das wir anderswo und in völlig anderem Zusammenhang schon mal gesehen haben, ins Bewusstsein gehoben werden. Durch diese Erinnerungen beginnen wir nun Dinge in dieser Arbeit zu sehen. So erkennen wir vielleicht z.B. ein grünes Boot mit orangefarbenen Segeln. Bald sehen wir ein zweites Boot, dessen dreidimensionales Bootsgerippe ebenfalls diese Segel für sich zu reklamieren scheint. Diese Irritation führt natürlich dazu, dass wir uns fragen, was denn nun wirklich was ist, und welche Einzelelemente welchen anderen Einzelelementen zuzuordnen sind. Eine weitere Irritation entsteht möglicherweise dadurch, dass man das unbedingte Gefühl hat, dass man in ein Gesicht blickt. Schon wieder arbeitet unser Gehirn. Wir möchten uns vergewissern, ob dieser Eindruck richtig ist, und schauen deswegen genauer hin. Nachdem unsere innere Antwort positiv ausgefallen ist, möchten wir natürlich wissen, mit welchen bildnerischen Mitteln dieser Eindruck eines Gesichtes hervorgerufen wird. Und wir möchten natürlich auch wissen, was dieses Gesicht ausdrückt. Grinst es? Drückt es Sorge aus? Hat der Gesichtsausdruck etwas mit den Booten zu tun, die wir in diesem Gesicht natürlich immer noch sehen? Die Antworten auf unsere Fragen müssen wir selber in dieser Wandskulptur finden. Wir sind also beschäftigt, denn unsere Neugier möchte natürlich befriedigt werden. B.Barten fügt zu ihren Arbeiten nie Erklärungen hinzu. Sie bietet auf unsere Fragen nur Antworten an, die in ihren Arbeiten gefunden werden können. Entsprechend bleiben wir vor der Arbeit stehen und machen  uns  auf die Suche.  

 

   Spaß bereitet bei der Betrachtung auch der irgendwie humoristische Touch, den diese Arbeit in sich trägt. Irgendwie erinnert sie z.B. an das Boot von Erwin Wurm, das sich auf dem Kunstpfad in Nantes über das Geländer einer Brücke biegt. Man erkennt den Gegenstand als Boot, aber die Verfremdung lässt einen ungewollt schmunzeln.. Ähnliches geschieht beim Betrachten dieser Wandskulptur.

 

   Unterstützt wird diese Reaktion durch das Material dieser collagenähnlichen Wandskulptur. Abstrakte bildnerische Arbeiten auf der Basis von Ton sind eher die Ausnahme. Allein aus dieser Materialwahl ergeben sich natürlich Fragen, die wir der Künstlerin gerne stellen würden. B.Barten arbeitet mit Paperclay aus schamottiertem Ton. Sie trägt ihre Glasurfarben, ähnlich wie ein Maler, mit diversen Pinselarten auf.  Nur vermischt sie einzelne Farben vor dem Farbauftrag nicht auf einer Palette, sondern die Tonplatte selbst dient ihr als solche. Möchte sie mehrere Glasurfarben miteinander kombinieren, dann bringt sie diese nacheinander auf und vermischt sie mit einem für diesen Vorgang passenden Pinsel. Für den Laien in Sachen Glasurfarben ist es kaum nachvollziehbar, wie es ihr gelingt, diese Farbvorstellung zu erwirken, denn im feuchten Zustand ist die Farbwirkung, wie sie durch den Brand im Ofen entsteht, nicht zu erkennnen. Allein schon diese Fähigkeit belegt, dass sie nicht zu denjenigen KünstlerInnen gehört, denen es an Individualität mangelt. Ihr collageähnliches Arbeiten mit Metallteilen verstärkt diese Bewertung natürlich. Auch die Erweiterung der Arbeitsfläche in die dritte Dimension, die vielen ihrer Arbeiten eigen ist, bestärkt diese Einordnung. So stellen wir bald fest, dass sich unsere anfängliche Neugier zu Recht gemeldet hat und sind neugierig auf mehr.

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